Über 100-jähriger Betrieb muss schließen, da kein Nachfolger zu finden ist

Einer meiner Franchise-Partner sucht für seinen 1909 gegründeten Familienbetrieb seit einigen Jahren einen Nachfolger. Der Malerbetrieb ist in einem romantischen Städtchen am Bodensee beheimatet und hat gute Privatkundschaft.

Seit Anfang 2007 sucht der Malermeister einen Nachfolger für seinen eigentlich sehr lukrativen Betrieb. Nach 3-jähriger Suche hat er resigniert aufgegeben und schließt Ende 2010 seinen Betrieb, ohne einen Nachfolger gefunden zu haben.

Sie sehen, es ist gar nicht einfach, selbst für einen guten Handwerksbetrieb, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Obwohl der Malermeister lange gesucht hat, dabei von der Handwerkskammer beraten und begleitet wurde, blieb die Nachfolgersuchge letztlich ohne Ergebnis.

Der Betrieb wurde sogar im Fernsehen – BR3, Sendung „Nachfolger gesucht“ – vorgestellt. Ein Fernsehteam informiert dabei ausführlich über den Betrieb und sucht gleichzeitig geeignete Nachfolgekandidaten. Aber lesen Sie hier die chronologischen Ereignisse.

Die Texte stammen aus dem Exklusiv-Forum für Opti-Maler-Partner.

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Die Sendung war pfiffig und die Bewerber machten durchaus einen kompetenten Eindruck. Mein Franchise-Partner entschloss sich danach für einen der beiden Bewerber. Auch ich hätte mich für diesen Bewerber entschieden.

In unserem geschlossenen Internetforum für Opti.Maler-Partner, entwickelte sich dazu eine rege Diskussions- und Glückwunschrunde.

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Bei der Management-Konferenz der Opti-Maler-Partner, im Januar 2010, war dieser ausgesuchte Nachfolger bereits dabei und ich konnte mir ein persönliches Bild von ihm machen. Mein Eindruck von diesem Bewerber war durchweg positiv.

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So scheint das Schicksal eines über 100-jährigen Malerbetriebs – mangels Nachfolger – besiegelt zu sein. Jammerschade.

Vielleicht ergibt sich über diesen Umweg vielleicht doch noch ein Weg zu einem Nachfolger?

Wenn Sie können, helfen Sie dabei bitte mit. Den Kontakt stelle ich gerne her. Vielen Dank.

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8 Responses to “Über 100-jähriger Betrieb muss schließen, da kein Nachfolger zu finden ist”

  1. Sebastian Salzgeber sagt:

    Wieso nicht einfach still und leise gehen? Wieso ist es sow ichtig Betriebe fortzuführen?
    Er wird schliessen. Die Kunden werden sich auf die anderen Malerbetriebe aufteilen und ggf. wird ein neuer Entstehen wenn eine Nachtrage existiert oder einer der vorhandenen wird wachsen um die Nachfrage zu decken.
    Ich kann wirklich nicht nachvollziehen wieso das jetzt so romantisch verklärt wird. Da muss man doch jetzt nicht so ein bohei‘ drum machen…

  2. Werner Deck sagt:

    @Sebastian Salzgeber

    Es wird hier nichts verklärt oder aufgebauscht. Wenn das stimmen würde, was Sie schreiben, wäre das ja z.B. bei jeder Insolvenz ganz genau so.

    Wenn also z.B. Karstadt pleite geht oder seinerzeit bei Holzmann, dann ist ganz Deutschland auf den Barrikaden. Bei Holzmann kam sogar Kanzler Schröder als Retter.

    Aktuell springt Kanzlerin Merkel Hochtief gegen die Übernahme der Spanier bei. Warum nur? Der Markt regelt nicht alles. so gehen z.B. ganz einfach Arbeitsplätze verloren.

    Und bei einer Betriebsübernahme eines alteingessesen und guten Betriebes mit entsprechendem Kundenstamm, geht das für den Übernehmer mit einem wesentlich geringeren risiko von statten, als bei einer Neugründung!

    Der Nachfolger profitiert von Anfang an vom guten Firmennamen, den er sich sonst, genau wie die Kunden, mühselig und in vielen Jahren erst aufbauen muss. Sein Risiko ist dadurch wesentlich geringer, als bei Null anzufangen.

    Aus dieser Sichtweise haben alle etwas davon, ohne romantische Verklärung!

    Mit farbenfrohen und 🙂 freundlichen Grüßen, Ihr Opti-Maler-Partner
    Werner Deck

  3. Warum es leichter ist, einen bestehenden Betrieb zu kaufen, statt einen Betrieb von Null selbst aufzubauen:

    1. Neukunden-Gewinnung kostet Zeit und Geld: Auf einen bestehenden Betrieb kommen die Stammkunden und Empfehlungen automatisch zu.

    2. Statt sich hauptsächlich um Werbung und Marketing kümmern zu müssen, kann sich der Nachfolger in einem angestammten Betrieb viel stärker auf Leistung und Qualität seiner Arbeit konzentrieren.

    3. Werbung und Marketing sind heute wichtiger als früher. Und deshalb kosten sie auch viel mehr. Einen Neukunden zu gewinnen kostet in vielen Branchen mehrere Hundert Euro. Da rechnet es sich, 30 000 Euro für einen bestehenden Betrieb auszugeben.

    4. Ein Schiff aus dem Stand in Fahrt zu bringen, kostet viel mehr Energie, als ein Schiff, dass schon Fahrt aufgenommen hat, in eine andere Richtung zu lenken. (Wenn man neue Ideen verwirklichen will.)

    Ich drücke die Daumen, dass es noch gelingt, einen guten Nachfolger zu finden.

    Herzliche Grüße aus Berlin

    Jörg Chr. Lüttgau
    http://www.kooperationsstrategie.de

  4. Werner Deck sagt:

    @Jörg Chr. Lüttgau

    Vielen Dank für Ihren Kommentar. Genau so ist es, wie sie schreiben. Leider begreifen das aber sehr viele z.B. Gründer nicht.

    Mit farbenfrohen und 🙂 Grüßen, Ihr Opti-Maler-Partner
    Werner Deck

  5. Nun ja,

    wenn ich dieses hier lese,kann ich zu einen meinen Handwerkskollegen beipflichten und letzendlich auch dem Kollegen,der hier seinen Betrieb veräussern wollte/mußte.

    Alles in Allem steht hier der Faktor „GELD“ in voller Grösse dar,und sollte hierbei nur zum Vorteil des Käufers genutzt werden.Solch einen Käufer braucht man nicht,geschweige will ich so einen.

    Ich frage mich,inwieweit ein Interessent sich selber hierbei einmal eine ehrliche Anaylyse stellt,will ich dieses so überhaupt,und wie kann ich dieses für beide Seiten ehrlich und kontruktiv umsetzen.
    Mein Empfinden hierbei,dieses war von vornherein so vom möglichen Käufer gewollt.Unbegreiflich für mich,wie man solch einen Käufer als möglichen Übernahmekandidat aussuchen konnte.

    Meine Handwerkerseele schmerzt,wenn hier ein Traditionsunternehmen aufgrund der Nachfolge seine Segel streichen muss!

    Es wird natürlich auch vergessen,das einem auch so manche Hürde aufgebäumt wird.Hierbei kann ich selber aus persönlicher Erfahrung sprechen.
    In 1987 hatte ich die Möglichkeit einen befreundeten Betrieb in Ingolstadt käuflich zu erwerben,da der Sohn des Inhabers(persönlicher Freund)keine Andeutungen machte,diesen mit damals 12 Mitarbeitern zu übernehmen.
    Auch ich war hochmotiviert,der Verkäufer glücklich nd zufrieden,alles stimmte,jedoch war mein finanzieller Hintergrund damals,nach meinem Start in die Selbständigkeit,nicht optimal.Mein Geld steckte bereits größenteils in meinem Betrieb(rund 55.000 DM)und die Bank(en)wollten halt damals ihr Angagement nicht weiter belasten,trotz aller Kosten/Nutzenrechnungen etc.

    Das End von Lied….es wurde nichts…und 12 Mitarbeiter wurden zusätzlich zu einem bestimmten Zeitpunkt arbeitslos.
    Zwei Seiten,zwei Gesichter!

    Ich weiss aus Erfahrung,und das aus über 30Jahren selbständigen Treibens,das man dieses vermehrt so lesen oder hören wird.
    Eigentlich schade,aber leider auch Realität.Nun denn…

  6. Sehr geehrter Herr Deck,
    schön, dass Sie das Thema „Unternehmensnachfolge“ ansprechen. Auch dieses Thema brennt mir auf den Nägeln. Ich bin Rechtsanwalt im Großraum Karlsruhe und seit Jahren mit dem Thema befasst.
    Der von Ihnen geschilderte Fall ist (leider) kein Einzelfall.
    Ist-Zustand: Der „alte Herr“ sucht einen Nachfolger, da seine Kinder – aus welchen Gründen auch immer – kein Interesse an dem Unternehmen haben.
    Problem: Wen nehmen? Was verlangen?
    Ende vom Lied: Es kommen zum Teil auch unseriöse Bewerber, die zwar fachlich versiert, jedoch die Sozialkompetenz, Anstand, Zielstrebigkeit und Durchsetzungsvermögen vermissen lassen. Oft lässt sich kein Nachfolger finden, so dass das Unternehmen geschlossen und die Mitarbeiter entlassen werden.
    Woran liegt es?
    Die Inhaber sind mit dem Tagesgeschäft derart beschäftigt, dass sie es schlichtweg versäumen, um wesentliche Fragen zu kümmern. Oft ist es aus Altersgründen zu spät. Am Kaufpreis liegt es oft nicht.
    Auf der anderen Seite neigen Bewerber häufig zu völlig falschen Vorstellungen (dickes Auto, den Chef markieren, 4 mal im Jahr in Urlaub usw.) – das geht als Selbständiger nicht! Im Gegenteil: Ein 10 bis 12 Stunden Tag ist normal. Auch das Wochenende ist vor allem in der Anfangsphase beruflich belegt.
    Die Banken sind nach meiner Erfahrung bei Firmenübernahmen bei wenigen Sicherheiten äußerst belegt oder aber verlangen einen horrenden Zinssatz, so dass der Übernehmer die ersten fünf Jahr für die Banken arbeitet.
    Auch ist der Bürokratiewulst mit IHK, FA, BG, Kammer, Krankenkassen, etc. pp. derart überfrachtet, das einem die Lust sehr schnell vergeht. Von der lfd. Buchführung ganz zu schweigen…
    Wie kann man das Problem in den Griff bekommen? Das ist eine schwere Frage.
    1.) Der Übergeber sollte sich schon Anfang 50 Gedanken machen, wie es in 10 oder 20 Jahren mit dem Unternehmen weitergeht.
    2.) Sollte innerhalb der Familie kein passender Nachfolger vorhanden sein, müssen Leute intern „nachgezogen“ werden.
    3.) Potentielle Übernehmer/ Käufer sollten frühzeitig die wesentlichen Punkte klären (Kaufpreis, Geschäftsaussichten, staatliche Förderung (EKH/ ERP – DtA, L-Bank), Geschäftsbank, Vertrag, Rechtliches, Steuern), bevor planlos irgendein Unternehmen gekauft wird.
    4.) Die Unternehmensnachfolge sollte durch einen erfahrenen Menschen vom Fach begleitet werden, auch wenn das mit viel Geld verbunden ist.

    Eine Garantielösung gibt es nicht – das ist mir auch klar!

    Herr Malermeister Deck,
    ich bin ein aufmerksamer Leser Ihres Blogs. Machen Sie bitte so weiter! Sie heben sich von dem üblichen Schrott und blabla im Netz wohltuend ab.

    Gruss,

    Michael K. Riefer

  7. Werner Deck sagt:

    @Dietmar Grutz und @Michael K. Riefer

    Vielen Dank für Ihren stimmigen, ausfühlichen und sehr treffenden Kommentare.

    @@Michael K. Riefer

    Vielen Dank für Ihre positive Rückmeldung, die mich natürlich sehr freut.

    Mit farbenfrohen und 🙂 Grüßen, Ihr Opti-Maler-Partner
    Werner Deck

  8. Baumarketing sagt:

    Wertvoll an einem Handwerksbetrieb sind Name, Kundenkartei, Mitarbeiter und Lieferantenverbindungen.

    Regelmäßig soll bei einer Übergabe auch das Betriebsgebäude, der Fuhrpark oder der Maschinenpark verkauft werden. Das diese Aktiva nur mit ihrem Insolvenzwert berücksichtigt werden, ist Betriebsinhabern schwer beizubringen.

    Wer seinen Betrieb übergeben möchte, bereitet diese Übergabe vor:

    Betriebsgebäude wird an den Nachfolger vermietet.
    Kaufpreis für Namen, Lieferanten und Kunden wird über einen Kredit in Raten bezahlt.
    Maschinen und Fuhrpark werden mit Einmalzahlung zum Zeitwert übergeben oder bei Desinteresse selbst verkauft.

    Von dem Tag der Übergabe hat der Übergebende seinen Ruhestand zu genießen und ist kein Pseudoinhaber im Unruhestand.