Unfaire Behandlung vom Handwerkskollegen – wie ich finde

Diese Woche hatte ich den Anruf eines örtlichen Interessenten aus Eggenstein. Es ging um eine Fassadendämmung und ein Treppenhaus. Nun, kein Problem, bei Dämmarbeiten arbeite ich mit einem örtlichen Gipserpartner zusammen.

Gestern nachmittag war der Ortstermin beim Kunden/Interessenten. Das Ganze war aber etwas umfangreicher, als es sich zunächst am Telefon anhörte. Es war nämlich ein größerer Umbau. Das Dach wird aufgestockt, der Hauseingang verlegt, ein Balkon angebaut etc. Eben eine größere Baumaßnahme. Das ist eigentlich etwas für einen Architekten, der dazu normaler Weise eine Ausschreibung macht.

Zudem ist der Interessent Inhaber eines örtlichen Installationsbetriebes. Auf meine Frage, wie er auf mich aufmerksam wurde, antwortete er: „Durch Ihre Werbung im örtlichen Amtsblatt. Und hier will ich einen örtlichen Handwerker berücksichtigen.“

Mein Bauchgefühl und meine Erfahrung hat mir dabei sofort gesagt, dass er mir diesen Honig nur ums Maul schmiert, um mich in Sicherheit zu wiegen und er nicht noch zig andere Handwerker auffordert.

Dann übergab er mir vier Baupläne, damit ich danach mein Angebot machen kann. Als erstes fiel mir auf, dass auf den Plänen der Planverfasser, der immer auf einem Bauplan genannt ist, wegkopiert war. Vermutlich will man sich die Architektenkosten für eine Ausschreibung sparen, dachte ich so spontan für mich.

Und mein Bauchgefühl hat mich nicht getrogen. Vorhin war mein Gipserpartner da. Als er die Pläne sah, lachte er. „Da habe ich doch vor zwei Wochen für dieses Objekt schon ein Angebot für eine andere Malerfirma gemacht. Das Aufmaß und die Massenermittlung war ganz schön viel Arbeit.“

Da kann ich mir ein erneutes Angebot sparen. Außerdem ist es, in meinen Augen, kein besonders guter Stil, X Handwerkern einfach nur die Pläne zu übergeben und jeden Einzelnen sich die enorme Arbeit des Aufmasses und der Massenermittlung machen zu lassen. Und das ganz besonders unter dem Aspekt, dass der Interessent selbst ein Handwerksunternehmen hat. In höchstem Maße unfair, finde ich.

So mache ich also kein Angebot und habe den Interessenten noch heute mit dem nachstehenden Brief informiert.

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Fair wäre es gewesen, wenn der Gute mich gefragt hätte, ob ich an einer Ausschreibung für diese Arbeiten teilnehmen will. Was ich verneint hätte.

An Ausschreibungen nehme ich nämlich grundsätzlich nicht teil, da dort sowieso nur immer der Billigste den Auftrag erhält. Das können und wollen wir nicht sein.

6 Responses to “Unfaire Behandlung vom Handwerkskollegen – wie ich finde”

  1. Schwacke sagt:

    Hallo Herr Deck,

    diese Gangart ist ganz schön unverschämt. Diese Vorgehensweise wird sich aber sicherlich herumsprechen, so dass dieser Herr einen entsprechenden Ruf in Zukunft in Kauf nehmen muss.

    Herzliche Grüße

    Bianca Schwacke

  2. Heike Eberle sagt:

    Hallo Herr Deck,

    leider ist das, was Sie schildern auch in unserem Gewerk keine Seltenheit. Wir hatten solchen Fall: Kunde kam zu uns, um ein Angebot für die Hofsanierung zu machen. Wir erstellten ein Leistungsverzeichnis. Kunde nahm das, rannte zum Architekt, der wiederum hat das Leistungsverzeichnis 1:1 genommen, Leistungen ausgeschrieben. Draußen waren wir, noch nicht mal wurden wir in den Kreis der Ausschreiber mit einbezogen. Ist doch ein Hammer, oder?

    Herzliche Pfalzgrüße
    Heike Eberle

  3. Werner Deck sagt:

    @Heike Eberle

    Das ist nicht nur dreist, sondern unverschämt und skrupellos.

    Deshalb mache ich z.B. grundsätzlich nur Pauschalangebote, ohne Massen und Einheitspreise. Dann muss sich der Wettbewerb – oder der Kunde – die Mühe machen, die Massen selbst zu ermitteln.

    Da passt vielleicht noch der jüngste Blogeintrag von heute. Solche Ausschreibungs- und Abwicklungssituationen kennen Sie bestimmt auch zur Genüge oder?

    Mit farbenfrohen und 🙂 Grüßen, Ihr Opti-Maler-Partner,
    Werner Deck

  4. Hallo Herr Deck,

    mir gefällt, dass Sie Ihr Bauchgefühl nicht verloren haben.

    Zitat: „Mein Bauchgefühl und meine Erfahrung hat mir dabei sofort gesagt, dass er mir diesen Honig nur ums Maul schmiert, um mich in Sicherheit zu wiegen und er nicht noch zig andere Handwerker auffordert.“

    Dieses Bauchgefühl schiebt man gerne beiseite, wenn das Geschäft lockt. Aber wie Sie sehen, können Sie sich darauf verlassen!

    Die Charaktereigenschaften dieses Herrn mit dem Handwerksunternehmen zu würdigen, denke ich, kann man sich getrost sparen.

    Gewittrigen Gruß aus München
    Franz Fischer

  5. Werner Deck sagt:

    @Franz Fischer

    Vielen Dank. Ja, das Bauchgefühl plus die Erfahrung, sind und bleiben wichtig. Zumindest bei mir.

    Mit farbenfrohen und 🙂 Grüßen, Ihr Opti-Maler-Partner,
    Werner Deck

  6. Jens A. Heim sagt:

    @Werner Deck @Heike Eberle
    Wir hatten sogar mal einen noch dreisteren Fall:
    Der städtische Bauhof fragte uns an wegen Arbeiten an Ihrem Waschplatz.
    Wir haben ein Angebot erstellt, zwei Tage später meldet sich ein Mitbewerber, dass er Unterlagen erhalten habe und es sieht nach einem Angebot von uns aus… Wir bedanken uns und denken schon unseren Teil!
    Noch einmal zwei Tage später bekommen wir ein Absageschreiben der Stadt mit der Begründung, die Arbeiten werden durch den Bauhof selbst für 200,- Euro weniger ausgeführt. Da bleibt einem dann die Spucke weg.

    Aber: Seither bekommt die Stadt keine Angebot mehr von uns, es hat alles Grenzen!

    Liebe Grüße
    Jens A. Heim