Gestern Abend waren wir bei Freunden eingeladen. Nebenbei lief leise der Fernseher. Plötzlich erkannte ich den beginnenden Werbespot der Imagkampagne des Deutschen Handwerks. Mit einem lauten „Stop“ unterbrach ich schlagartig unsere Gespräche, stellte den Fernseher auf laut und forderte die erstaunten Anwesenden auf, sich den Werbespot anzusehen, ohne dass die Betrachter von mir wussten, um was es dabei geht.
Der Spot war vorbei und sieben erstaune Augenpaare schauten mich fragend an. „Ja was jetzt, Werner? Was willst Du?“ Meine Frage an die Freunde war: „Was habt ihr eben gesehen und was hat euch das gesagt?“ Keiner, ich betone, keiner der Betrachter/innen konnte sich auf den Werbespot einen Reim machen. Noch größeres Staunen, als ich das Geheimnis lüftete und verkündete, dass dies Teil einer großangelegten Imagekampagne des Deutschen Handwerks sei. Das Staunen wich ungläubigem Kopfschütteln.
Schon einmal dabei, gingen wir noch an den PC, damit meine Freunde sich einmal die zur Kampagne gehörenden Plakate ansehen konnten. Wieder Kopfschütteln und ungläubiges Staunen. Die anwesenden Freunde waren nicht aus dem Handwerk. Plakate und Spot hatten sie bisher nicht zur Kenntnis genommen. Einhellige Meinung aller Anwesenden: Der Spot wird als nichtssagend und die Plakate als tumb empfunden.
Das ist sicherlich nicht repräsentativ. Deckt sich aber mit meinen bisherigen Beobachtungen, dass die Kampagne an der „normalen“ Bevölkerung vorbeigeht und vollkommen verpufft.
Auch ich persönlich finde ich die Kampagne wenig gelungen. Ob so Image aufpliert wird, wage ich zu bezweifeln. Schaut man sich in diversen Foren die Kommentare dazu an – nicht von Handwerkern, sondern von Verbrauchern – sind diese überwiegend negativ.
Bei den “Steinzeitplakaten” wird m.E. das genaue Gegenteil erreicht. Ich habe noch niemanden getroffen, der den Sinn dieser Plakate verstanden hat. Alle Betrachter konnten mit den Plakaten nichts anfangen. Durchgängig war der Plakateindruck, dass das Handwerk noch in der Steinzeit lebe. Persönlich empfinde ich die Plakate als ausgesprochen dümmlich!
Mein eigenes Fazit zur Imagekampagne: Sehr viel (sehr teurer) Lärm um nichts!
Hier noch der Spot zur eigenen Meinungsbildung.
Armes Deutschland, armes Handwerk. Leben wir im Steinzeitalter
und das alles Finaziert über unsere Kammerbeiträge.
Kein Wunder, das der Preisskampf immer härter wird. Bei der Werbung sieht es so aus , als gäbe beim Handwerk keine Qualität . alles fällt auseinander. Leider ist das die Realität. Armes Deutschland.
Ich muss ehrlich sagen das dieser Spot in meiner Generation „Irgendwas mit Medien“ bestens ankommt und eine klare Botschaft rüberbringt.
Gutes Handwerk ist durch nichts zu ersetzen. Mit ein klein wenig Interpretation findet man in dem Spot vom Schneider über den Gas- und Wasserinstallateur bis hin zum Metallbauer alles vertreten und bekommt kurz und prägnant gezeigt was wäre wenn es diese Handwerker nicht gäbe.
Der Slogan „Die Wirtschaftsmacht von nebenan“ interpretiere ich als eine direkte Anspielung auf Billiglohnlandprodukte (wunderschönes Wort *G*), welche leider immer öfter beim Verbraucher zur ersten Wahl werden.
Ich muss sagen das ich diese Kampagne sehr gelungen finde und sie auch die Zielgruppe bestens trifft. Man will hier die Generation 25+ ansprechen, eben jene, die in Zukunft das Handwerk als Kunde und Verbraucher beauftragen und benötigen.
Der Spot ist große Klasse und kommt in meiner Generation, mit der richtigen Message, sehr gut an =)
@Marcel Hartmnann
Vielen Dank für den Kommentar. Da kann man wieder einmal sehen, wie unterschiedlich gleiche Bilder und Inhalte wahrgenommen werden, erstaunlich. In meiner Generation habe ich – bisher – noch niemanden getroffen, der die Aktion gut fand.
Interessant zu lesen, wie die Aktion auf Sie wirkt. Danke.
Bei mir war die Verwunderung unserer Kunden, denen ich das Werk gezeigt habe ganz ähnlich. Was zu folgendem Blogeintrag und viel Diskussion führte: http://nhblog.de/werbekatastrophe
@Herwig Danzer
Danke für Ihren Kommentar. Ihren Blog zum Thema habe ich gelesen.
Meine Meinung zu dieser Kampagne: Dümmlich und Zwangsgeldverschwendung unserer Kammerbeiträge.
Und am Image wird sich dadurch schon gar nichts ändern. Das macht jeder Handwerker vor Ort selbst.
Mit farbenfrohen und 🙂 Grüßen, Ihr Opti-Maler-Partner
Werner Deck
Hallo Werner Deck,
Ihre Beiträge und das besondere Aufpolieren Ihres Handwerks finde ich immer wieder beeindruckend.
Hier bin ich aber überrascht, weshalb Sie den gelungenen starken Ausdruck, der in dieser Werbebotschaft liegt, gegenteilig interpretieren.
„Was wären wir ohne das Handwerk?“, nämlich nackt.Versuchen Sie das Video rückwärts zu sehen. Es ist eine Wertschätzung aller Innungen.
Liebe Grüße
Andreas
Lieber Herr Sommermeyer,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Da sehen Sie die unterschiedliche Betrachtungsweise. Unabhängig davon ist das halt meine persönliche Meinung. Soweit ich das überschaue, finden sich sehr überwiegend negative Kommentare zur Kampagne, siehe auch http://nhblog.de/werbekatastrophe.
Mit farbenfrohen und 🙂 Grüßen, Ihr Opti-Maler-Partner
Werner Deck
Ich kann mich nur Marcel Hartmann und Andreas Sommermeyer anschließen. In meinem Umfeld wurde die Kampagne sehr positiv aufgenommen und auch richtig verstanden.
„Die Bedeutung von Kommunikation ergibt sich aus der Reaktion, die sie beim Empfänger hervorruft – nicht aus der Absicht des Senders.“
Daher sind wir manchmal recht machtlos, wie Gesagtes oder Gezeigtes ankommt. Es ist also auch bei dieser Botschaft ganz im Ermessen des Betrachters, was er daraus liest.
Fröhliche Grüße
Sylvie